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Briefmarken
Sieg davontragen, wie auch die Propaganda im In- und Ausland
bezeugt (siehe die 3 Dokumente auf der gegenüberliegenden
Seite). Trotz wachsender sozialer Spannungen, die sich gegen das
Regime richteten, genoss Russland zu dieser Zeit wirtschaftlichen
Wohlstand, der vorrangig auf die umfangreichen (finanziellen
und technologischen) Investitionen der westlichen Länder in die
Entwicklung der lokalen Industrie zurückzuführen war.
Am 8. Februar 1904 brach schließlich der Krieg aus, der bis zum
5. September 1905 dauern sollte. Die erbitterten Landkämpfe
forderten unzählige Todesopfer und endeten siegreich für die
Japaner. Den finalen Schlag trug Japan auf dem Meer aus und
versenkte die russische Ostseeflotte (45 Schiffe), die den Russen
eigentlich den Sieg bringen sollte. Russland kapitulierte.
Militärisch gesehen war dieser Konflikt aufgrund seiner Dauer (an-
derthalb Jahre), der eingesetzten Kräfte (insgesamt wahrschein-
lich mehr als 2,5 Millionen Mann) und der Verluste (zwischen
130.000 und 180.000 Tote, knapp 320 000 Verwundete) sowie
des Einsatzes modernster Kriegstechniken (Logistik, Kommunika-
tionswege und Nachrichtendienste,
kombinierte Land- und Seeoperationen, Dauer der Einsatzvor-
bereitungen) ein Vorläufer der Kriege des 20. Jahrhunderts. Das
„kleine“ Japan, das in westlichen Techniken gut ausgebildet war,
konnte dabei seine Überlegenheit gegenüber dem „riesigen“ rus-
sischen Bären demonstrieren.
Diese Niederlage hatte weitreichende Folgen für die Zukunft
Russlands, beschleunigte die Diskreditierung der Familie Roma-
now und ihren Sturz durch die Bolschewiken 13 Jahre später,
führte zu einer vollständigen Abkehr von den westlichen Kapital-
und Technologiegebern und bedeutete für das russische Volk eine
lange, traurige Durststrecke... Die Auswirkungen auf die west-
lichen Mächte waren mit der Schließung von Wachstumsmärkten
und erheblichen Verlusten für die Inhaber russischer Anleihen
(Privatpersonen und Banken, insbesondere aus Belgien) ebenfalls
sehr gravierend.
Von all dem erzählt uns die Militärpost, die zu dieser Zeit
zwischen der Front und den beteiligten Ländern zirkulierte. Diese
Dokumente sind recht selten und bei Sammlern heiß begehrt.
Zwei davon möchten wir Ihnen nachfolgend vorstellen.
Das erste ist ein japanischer Brief vom 12. Juli 1904. Auch
wenn die Japaner üblicherweise den gregorianischen Kalender
verwendeten, wurden die Jahre mitunter auch anhand der Re-
gierungszeiten der jeweiligen Kaiser gezählt. Diese Zählung fand
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