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Briefmarken
Das Kriegsschiff ‚Le Guichen‘ -
Eine Schnitzeljagd aus dem Jahr 1867
Laurent Veglio von der Académie de Philatélie
Nachforschungen auf Basis klassischer Briefe, adressiert an Kriegsschiffe der franzö-
sischen Marine, die in Übersee stationiert waren, stellt für Historiker wie Sammler einen
doppelten Forschungsbereich dar: Es gilt, sowohl den Postweg des Briefes zu rekonstruie-
ren als auch den Standort des Kriegsschiffes zu ermitteln, um festzustellen, ob die Sen-
dung ihren Empfänger auf direktem Weg und schnell erreichen konnte.
Ersteres ist für diese Epoche kaum mit größeren Schwierigkeiten verbunden, da alle wich-
tigen Postrouten in den Händen britischer oder französischer Gesellschaften lagen und de-
ren Fahrpläne meist bekannt sind. Was die Position von Kriegsschiffen betrifft, kann man
jedoch - da der Zugang zu Militärarchiven nicht immer gegeben ist – nur auf digitalisierte
Presseerzeugnisse zurückgreifen, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen.
Das Beispiel, das in diesem Beitrag vorgestellt und durch genaue Verweise auf die Pari-
ser Presse sowie auf offizielle Kolonialpublikationen aus dem Senegal und Siedlungen
in Ozeanien belegt ist, betrifft ein Schreiben an einen Leutnant auf dem Kriegsschiff „Le
Guichen“, der gerade erst, am 22. Januar 1867, von Rochefort (A) zur Pazifikstation aufge-
brochen war: Nach Zwischenstopps in Saint-Louis im Senegal (B), auf der Kapverdischen
Insel São Vicente (C), in Montevideo (D) und Valparaíso (E) erreichte das Schiff am 4. Juni
1867 Papeete.
Der am 23.
Januar in Paris
aufgegebene
Brief ist an den
Senegal adres-
siert: Er wurde
nach Bordeaux
(1) befördert
und dort auf
das Postschiff
„Guienne des
Messageries Im-
périales“ verladen,
das nach einem
Zwischenstopp
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