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Briefmarken
4 Fragen an Pierre Puech, einen Experten für Briefmarkenabzüge
und Gründer der Facebook-Gruppe „Philatélie les spécialistes des
épreuves“
Hallo Pierre, seit wann gibt es Farb- 32 x 50 mm und 54 x 67 mm. Für ein
abzüge für unsere Briefmarken in und denselben Briefmarkentyp findet
Frankreich? man mitunter 2 Küvettengrößen für
Im Stichtiefdruck kamen die Farbabzüge die Farbabzüge, ohne dass der genaue
mit Angabe von Druckfarbe und Küvette Grund dafür bekannt ist.
mit den ersten Briefmarken auf, die im Auch im Hochdruckverfahren gibt
Stichtiefdruckverfahren graviert wurden Farbabzüge, deren charakteristisches
(1929 in Frankreich). Merkmal eine fehlende Küvette ist. Das
Sie wurden auf einen ähnlichen Bogen älteste bekannte Beispiel hierfür ist
gedruckt wie Luxusabzüge, mit Kü- wahrscheinlich die Duval-Steuermarke
vettenabdruck (durch den Druck beim von 1881.
Druckvorgang hinterlassene Vertiefung),
Kontrollperforationen (Diamant, Halb- Wozu dienen sie?
mond, Diamant) und Druckfarbenschlüs- Sie dienen als Testdrucke, um den Farb-
sel (1104Lx, 1529Lc usw.). Im Gegensatz ton auszuwählen und die Farbausgabe
zu Luxusabzügen gab es jedoch weder in Hinblick auf die Größe (Abstand und
Schutzkristallfolie, noch den Vermerk Tiefe der Gravurstriche) zu prüfen. Die
„Atelier des Timbres-poste“. Mit einzelnen ersten gravierten Briefmarken wurden
Ausnahmen wurden für die Briefmarken im Monochrom-Stichtiefdruckverfahren
in Frankreich 2 Stanzgrößen verwendet: hergestellt und die Farbabzüge erfüllten
ihren Zweck gut, bis der
zweifarbige Stichtiefdruck
aufkam und mit ihm die
Farbprobebögen (um
1950), welche die mo-
nochromen Farbabzüge
ablösten.
Für ein und dieselbe Brief-
marke gibt es in der Regel
10 bis 20 Probefarbva-
rianten, Spitzenreiter sind
die 49 Farbvarianten der
Europarat-Briefmarke von
1952 (Yvert 923).
Für die französischen
Kolonien finden sich Farb-
abzüge, die als Druckfrei-
gabe dienten (AOF, AEF,
Guyana usw.).
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