Ein Projektentwurf für ein GartenZimmer
im Park am Wasser 2022

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MYS DACH ISCH DE HIMMEL VO ZÜRI

Ein poetischer Begegnungsort

EUSI CHLII STADT

Cabaret Federal, Musical, 1959
Texte: Werner Wollenberger
Musik: Hans Moeckel und Otto Weissert
Mit: Margrit Rainer, Ruedi Walter, Zarli Carigiet, Stephanie Glaser, Peter W. Staub, Inigo Gallo, Irène Camarius


MYS DACH ISCH DE HIMMEL VO ZÜRI


Du, was brännt-me pro Nacht
für en Kahn im Kreis acht,
s'il vous plaît, s'il vous plaît, s'il vous plaît?
Du, was isch de Betrag
für en grantige Schlag
grad am See, grad am See, grad am See?
Hesch, ich lach mir en Schranz
guet vo da uf Iilanz
i's Gilet, i's Gilet, i's Gilet!
Hesch, was söll dänn dä Krach
wägem Dach überem Dach
s'il vous plaît, s'il vous plaît, s'il vous plaît?

Chumm Brüeder, verhebs, chumm Schwöschter, chlemm ab, was brucht dänn en relativ normale Ziitgenoss mit-ere nanig abruch-honegger-riife Anatomie en eigeti Wohnig, e tüüri....?

Mys Dach isch de Himmel vo Züri
und s'Bellevue mys Bett, won ich pfuus!
Und d'Schipfi mys Bänkli
und d'Meise mys Schränkli
und Züri, ganz Züri mys Huus!

Mys Dach isch de Himmel vo Züri
und s'Bellevue mys Bett, won ich pfuus
und d‘Schipfi mys Bänkli
und d‘Meise mys Schränkli
und Züri, ganz Züri mys Huus!
Mys Dach isch de Himmel vo Züri
und s'Bellevue mys Bett, won-ich pfuus
und d‘Nachttischlatärne
de Mond mit de Stärne
und Züri, ganz Züri mys Huus!

Chumm Brüeder, verchlemms, chumm Schwöschter, stell ab! Spinnsch dänn Du?
Chrampfsch am Samschtig? Fahrsch geischtige deux-chvaux? Du, was häsch dänn scho, wänn dänn ändli Dyn Schlag entdäckt häsch wien e Guufe imene Heustock ine, he? Chumm, Schätzli, ich säg Dir's tätsch Marroni i’s Gsicht: Sorge häsch vo wäge de Irichtig, c‘est tout. Du, und gäll, ich cha Dir das nachefüühle biim hüttige Stand vom Mobelbau! Du ich han au schon emale uuf esone supermodärne Stromlinie-Couch wellen as Hüeneraug voll Schlaf näh...

Du, ich kenne das Gfühel
i de Wohnbedarf-Stüehl
s'il vous plaît, s'il vous plaît, s'il vous plaît!
Du, ich weiss wie’s eim isch
a de schwedische Tisch -
Windelweh, windelweh, windelweh!
Hesch, mich rüehrts ä de Bock
vor-em Pfischter-Barock
jemineh, jemineh, jemineh!
Hesch, was sott ich dänn nur
mit däm Chabis vo Suhr
s'il vous plaît, s'il vous plaît, s'il vous plaît?

Chumm, Brüeder, verhebs, chumm Schwöschter, stell ab, rüehr das Züüg i‘s Brockehuus oder schänks em Landesmuseum und mach‘s eso wien ich, ich hanämli für de wirkligi Heimetstil e ganz es bsunders Gspüri......

Mys Dach isch de Himmel vo Züri
und s'Bellevue mys Bett, won ich pfuus
und "d’Tat" mys Düvettli
und d'Limmet s‘Klosettli
und Züri, ganz Züri mys Huus!

Mys Dach isch de Himmel vo Züri
und s'Bellevue mys Bett won ich pfuus
und z'Nachtisch-Latärne
de Mond mit de Stärne
und Züri, ganz Züri mys Huus!



Text©Werner Wollenberger Nachlass 

Werner Wollenberger schrieb das Mini-Musical Eusi chlii Stadt zur Eröffnung des Zürcher Theaters am Hechtplatz. Am 25. April 1959 kam der Bilderbogen in Prosa und Reimen mit einer Starbesetzung zur Uraufführung. Ironisch-satirische Szenen und Lieder über den Alltag in Zürich, der kleinen Grossstadt. Mit legendären Liedern wie «Mys Dach isch de Himmel vo Züri» wird der Tagesablauf in der kleinen Stadt erzählt. 

DAS WORT

Werner Wollenberger für das Cabaret Federal 1953



Man weiß von Schiffen und von Sternen,

Von Münzen und sogar vom Licht,

Von Kolibris und Samenkernen

Und von Vulkanen das Gewicht.

Man kennt es auch von Schneekristallen

Und Blättern, die der Herbst zerbricht.

Man kennt's von allem und von allen.

Nur was ein Wort wiegt, weiß man nicht.



Was wiegt ein Wort — was ist es wert?

Was macht es leicht wie Blust im Mai?

Was, daß sich's handkehrum verkehrt

In einen Berg von purem Blei?

Was wiegt ein Wort — was ist es wert?



Warum wohl ein Leben lang

Gilt ein «Ja» vom Traualtar?

Warum eines von den Russen

Nicht einmal ein halbes Jahr?

Warum hat die Silbe «Brot»

Für den Schweizer keinen Klang?

Warum tönt sie einem Tschechen

Wie vergessener Gesang ?

Warum wirkt das Wörtchen «Ende»

Hinter Ferien kalt und roh?

Warum hinter Fernsehfilmen

Stimmt es einen eher froh?



Man weiß von Schiffen und von Hunden,

Von Filmstars und sogar vom Licht

In Tonnen, Zentnern, Kilo, Pfunden

Und Milligrammen das Gewicht.

Man kennt es auch von den Metallen

Und vom Atom, das man zerbricht.

Man kennt's von allem und von allen.

Nur was ein Wort wiegt, weiß man nicht.



Was wiegt ein Wort — was ist es wert?

Was macht es lieb und leicht und licht,

Wenn man es sagt?

Und was beschwert es tonnenschwer,

Wenn man's nicht spricht?

Was wiegt kein Wort — was ist das wert?



Warum ist ein Ausdruck wahr,

Gut und ehrlich ebenfalls?

Warum Andern gegenüber

Lügt man ihn in seinen Hals?

Warum läßt ein böses Wort

Dich vom einen gänzlich kalt?

Warum trifft es Dich vom ändern

Mit erschreckender Gewalt ?

Warum setzt zum Wörtchen «Lieber»

Manchmal man so leichthin an ?

Warum ein paar Jahre später

Schon erstickt man fast daran?



Man weiß von Schiffen und von Sternen,

Von Münzen und sogar vom Licht,

Von Kolibris und Samenkernen

Und von Vulkanen das Gewicht.

Man kennt es auch von Bahnhofshallen

Und von den Punkten auf dem i.

Man kennt's von allem und von allen.

Nur was ein Wort wiegt, weiß man nie. . .



Text©Werner Wollenberger Nachlass